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„Wenn Mauern fallen“

Wenn Mauern fallen“  in Endingen

Text von: Christel Hülter-Hassler

Mit atemberaubend intensiven Bildern und Liedern, packender Musik und künstlerisch beeindruckenden Ausstellungen zum Thema Mauerfall hat die Stefan Zweig Realschule Endingen am Freitag Abend alle Vorstellungen der rund 800 begeisterten Besucher ihrer Revue „Wenn Mauern fallen“ gesprengt. Dem Ensemble gelang es, jedem in der Stadthalle spürbar zu machen, was der Schulchor im von Musiklehrer Wolfgang Rogge verfassten Schlusslied ausdrückte: „Es braucht ´ne wilde Mischung, ´nen besondren Augenblick aus Willen, Segen, langem Atem, Milde, Gnade, Glück, bis das Rad ins Rollen kommt….und alle Mauern fallen.“

Über 70 Schülerinnen und Schüler und mit 17 Lehrerinnen und Lehrern mehr als das halbe Kollegium der Realschule haben diese „wilde Mischung“ und diesen „besonderen Augenblick“ für die Gäste möglich gemacht. „Wir haben Mauern fallen lassen im Schulbetrieb, um diese Produktion auf die Bühne zu bringen“ gestand Schulleiter Uwe Lipp schmunzelnd. Die Zuschauer zeigten sich von der Intensität und künstlerischen Umsetzung der Mauer-Geschichten tief berührt und sogar aufgewühlt.

„Mehr kann man Kindern nicht mitgeben, als ihnen so etwas zu ermöglichen!“ versichert beispielsweise eine Zuschauern. Viel Musik, poetische und unglaublich kraftvolle Lieder dem damaligen Lebensgefühl entsprechend sind im Spiel. Sensationell ist die Wirkung der ausgefeilten und sehr kreativen Licht- Ton- und Bildtechnik unter der Regie von Noah Riecke! Die Handlungen, die Musik und alle Nuancen werden von diesen Könnern am Mischpult optisch und akustisch großartig in Szene gesetzt.

Die Handlung konzentriert sich auf das Lebensgefühl der Menschen , die mit der Mauer leben mussten: Im Mittelpunkt Mandy und Anna, zwei junge LPG-Arbeiterinnen, die sich mit ihrer Situation auf entwaffnende Art arrangieren, sich ihre kleinen Freiheiten nehmen und den gaffenden West-Touristen eine eigene, aufmüpfige Haltung entgegen setzen.

Die Geschichte besticht sehr durch die von Wolfgang Rogge ausgewählten und arrangierten Lieder, die zwei Chöre, Solisten und Instrumentalisten auf ganz unterschiedliche Weise interpretieren.

Als Udo Lindenberg reißt Amelie Jordan mit „Sonderzug nach Pankow“ und einer tollen Stimme zu Begeisterungsstürmen hin. Und als Louis Herb als Bruce Springsteen die Freiheit besingt, ist es nicht nur um Mandy geschehen: Das sind Szenen, in denen spürbar wird, dass die Schüler und Lehrer mit Haut und Haaren in die Geschichte einsteigen!

Und das tun sie auf unglaublich vielfältige Art und Weise: Da gibt es beispielsweise eine Gruppenszene mit Parcours-Sportlern und Elementen aus Breakdance und Artistik: Waghalsige Sprünge und fliegende Körper vermitteln Kampf und Liebe, die hautnah beieinander liegen.

Es gibt modernen hinreißenden Slam-Poetry, magische Tanzdarbietungen und ein berührendes Märchen – choreografisch so umgesetzt, dass die Übergänge ineinander fließen. Die starken Solostimmen, die frische, unverfälschte Körpersprache der Akteure, das Können der Musiker, das Spiel des Orchesters – das ist erfüllt von so viel Hingabe und von einer spürbaren Lust an der Auseinandersetzung mit den Mitteln der Kunst, dass immer wieder Zwischenapplaus aufbrandet und eine Zuschauerin hingerissen meint:“ Es gibt viel Zuversicht, diese jungen Leute so zu erleben!“

Überwältigt sind die Besucher auch von der „Mauer-Kunst“ im langen Gang der Schule und von der Ausstellung zur Geschichte der Mauer, die in der Pause angesehen werden können. „Das ist die East Side Gallery von Endingen!“ verweist Uwe Lipp auf das berühmte Vorbild dieser von verschiedenen Klassen geschaffenen Werke: Der dauerhaften Open-Air-Galerie auf dem längsten noch erhaltenen Teilstück der Berliner Mauer. So wie in Berlin-Friedrichshain haben die Schülerinnen und Schüler auf dem Endinger Schulcampus mit den unterschiedlichsten künstlerischen Mitteln die politischen Veränderungen der Jahre 1989/90 kommentiert!

Das was die Stefan Zweig Realschule Realschule an diesem Abend gezeigt hat, war viel mehr als eine unterhaltsame Revue. Es war ein Statement nicht nur zur Berliner Mauer, sondern auch zu den „Mauern im Kopf“, das an Überzeugungskraft seinesgleichen sucht – ganz wie es Wolfgang Rogge im Vorwort des Programmheftes geschrieben hat: „Eine eigenen Haltung zu entwickeln und auch unter schwierigen Bedingungen ein aufrechtes Leben zu führen, sich an Mauern zu stoßen und sie wie Parcours-Sportler kreativ zu überwinden – das wünsche ich den Kindern und Jugendlichen!“  Großartig!